Zwei Generationen im Gespräch

Die Hoteliervereinigung Norwegens hatte den jungen Hotelier und Consultant aus Anlass ihrer Jahresversammlung ins südnorwegische Sandefjord eingeladen. Zu dieser Zeit war Berno-H. Feuring 26 Jahre alt, hatte vier Jahre nach der Firmengründung bereits sechs innovative Hotels in Deutschland, Österreich, Spanien und Marokko nach eigenen Konzepten gebaut, und er war Vertragspartner des Staatspräsidenten von Zypern, um mit frischen Ideen den Tourismus auf der Mittelmeerinsel zu fördern.
Zum fünfzigjährigen Bestehen der Feuring Hotelconsulting haben die beiden Geschäftsführer Bardo-M. Feuring, der jüngere Sohn des Firmengründers Berno-H. Feuring, und Matthias Lowin, sein Schwiegersohn, einen der frühen Vorträge des Gründers auf seine Aktualität überprüft:
Die Rede Berno-H. Feurings vom 6. November 1963.

Internationalität
„Wir haben uns als Grundidee gesetzt, die Verbindung Europas, die politisch angestrebt wurde, auch auf den Hotelsektor zu übertragen. Und von der Verbindung innerhalb Europas eine Verbindung zur ganzen Welt zu schaffen.“ B.-H. F., 6. November 1963

Bardo-M. Feuring jun.:
Das war schon sehr klug, vor rund 50 Jahren so entschieden auf Internationalität zu setzen. Heute ist der Gedanke deshalb so interessant, weil noch immer nicht alle internationalen Hotelketten präsent sind. Damit beschäftigen wir uns, wir fokussieren auf ganz Europa bis hin zum asiatischen Markt.
Das Luxushotel für jedermann
„Die revolutionierenden Neuheiten der Idee „Luxushotel für jedermann" wurden am 15. Mai 1959 in Mainz vorgestellt. Schlüsseltresor, Getränkelift, die Restaurantlogistik mit Schauküche und Versorgungspunkten (...) führten zu einer beträchtlichen Reduktion des Bedienpersonals. Auch die Attraktion dieser Neuerungen für den Gast ist von großer Bedeutung. Hinzu kamen der hohe Ausstattungsstandard der internationalen Hotellerie und architektonische Optimierungen im Hinblick auf die Hotelhalle und die Schalldämpfung."
B.-H. F., 6. November 1963
Matthias Lowin:
Auf der rein funktionellen Seite gibt es heute solche Innovationen wie vor 40 Jahren nicht mehr. Vielfach ist nur noch das Marketing innovativ. Im Hinblick auf ein Luxushotel gibt es nur zwei Dimensionen, in denen sich wirkliche Innovation zeigen kann: Zeit zu gewinnen und Raum zu erhalten. Denn Zeit und Raum zu haben, das war schon immer Luxus.


Berno-H. Feuring sen.:
Es gibt zwei Beispiele für Innovationen in Spitzenhotels, die wir bereits vor zehn Jahren anregten und die heute auf breiter Basis eingeführt sind: Zum einen ist es die Bereitstellung der technischen Voraussetzungen für moderne Medien in Hotelzimmern, wie beispielsweise der große Flachbildschirm. Zum anderen war es der Trend zur großen Nasszelle, wie sie heute Standard im oberen Segment ist.
Form und Gefühl
(Berno-H. Feuring zitierte während seiner Rede Architekt Hans Joachim Lenz, der am 2. August 1961 in Recklinghausen sagte:)
„Ich wollte nicht einfach zeitgemäße Form, wollte nicht einfach modern sein, also Form als leeres Gehäuse, entstanden aus allerlei Modetorheiten oder intellektuellen Spekulationen. Ich wollte für den Menschen beseelte Form und gar nicht in erster Linie Form, sondern das, was zwischen den Dingen liegt, das, was den Menschen erhebt und sein Daseinsgefühl steigert."

Bardo-M. Feuring jun.:
Jeder Architekt oder Innenarchitekt möchte ja seiner Nachwelt etwas geben. Dafür werden die Bedürfnisse der Leute interpretiert und in einer Form manifestiert – das gilt für früher wie heute. Das Zitat von Herrn Lenz war sicher eine richtungsweisende Feststellung. Es gab zu dieser Zeit keine besonderen Standards, doch die Europahotels waren im Prinzip Designerhotels, die das „Daseinsgefühl steigerten". Als schön empfindet man immer, wenn ein Hotel ein klares Konzept zeigt. Hans Joachim Lenz hat damals den Nerv der Zeit getroffen.
Markenartikel "Hotel"
„Es sollte ein Markenartikel „Hotel" geschaffen werden, der über die geografischen Grenzen hinausweist. Was ist dafür erforderlich? Ein Haus muss gebaut werden, in dem man die Marke anschaulich kreiert, zum Markenartikelhotel wird ein genaues Programm festgelegt. Unser Firmenzeichen stellt Europa und seine Verbindung zur ganzen Welt dar; es steht für das Prinzip größter Komfort plus Preiswürdigkeit, und der definierte Markt für diesen Markenartikel heißt „Luxushotel für jedermann".
B.-H. F., 6. November 1963


Matthias Lowin:
Die Marke Feuring ist eine Leistung, die seit 50 Jahren geliefert wird und ihren hohen Anspruch noch immer erfüllt. Dafür sprechen die über 400 Hotels, die Feuring Hotelconsulting in dieser Zeit betreut hat. Alle laufen auch heute noch, alle sind erfolgreich. Wir haben mit dieser Marke ein Bündel von Merkmalen, das kein anderer aufweist. Unser Qualitätsverständnis ist einzigartig, genauso wie die Sicherheit und Preiswürdigkeit unserer Konzepte, und zwar immer auf lange Sicht.
Qualität

Bardo-M. Feuring jun.:
Wenn Sie den Anspruch haben, mit einem renommierten Designer zusammenarbeiten zu wollen, dann müssen Sie auch die entsprechende Qualität sichern. Da gibt es natürlich immer den finanziellen Aspekt, doch entscheidend ist die Planung der Dauerhaftigkeit. Das Innenleben eines Hotels ist für einen Lebenszyklus von etwa sechs bis sieben Jahren geschaffen. Irgendwann kann man sich auch nicht mehr für den Stil der Möbel begeistern, vielfach verwässert das Gestaltungskonzept im Laufe der Jahre, es gibt in jeder Hinsicht Verschleißerscheinungen. Also ist es Zeit für eine Renovierung, und dabei gilt wieder: wenn man Qualität verspricht, dann muss man das auch halten. Das ist seit jeder die Devise bei Feuring. Damit haben wir uns einen Namen gemacht.
„Das Problematischste ist die Zulieferung, das heißt, die Kontrolle, die Garantie der Qualität. Wir haben vielfach eigene Qualitätsmaßstäbe gesetzt, zum Beispiel die Überwachung der Hotelentstehung selbst in die Hand genommen."
B.-H. F., 6. November 1963

Sparsamkeit
„Ich bin von Anfang an zur Sparsamkeit erzogen worden. Mit relativ wenig Taschengeld habe ich meine ersten Reisen unternommen, und zwar auf dem Roller. Auf der ersten Reise habe ich bewusst aus allen Lagen des Touristen die Hotellerie studiert, nicht nur die Luxushotellerie, sondern alle Sparten des Tourismus und seine Verschiedenheiten – das heißt vom Camping bis zum Luxushotel."
B.-H. F., 6. November 1963


Matthias Lowin:
Die richtige, wirkungsvolle Sparsamkeit zeigt sich immer in Relation zum Ergebnis. Wenn wir heute unserem Kunden sagen, die kalkulierten Preise können über einen langen Zeitraum gehalten werden, es werden keine Nachschüsse erforderlich, dann sind sie auch bereit, mit einer angemessenen Investition in das Projekt einzusteigen.
Berno-H. Feuring:
Sparsamkeit geht nicht ohne Erfahrung. Bei uns können die Entscheider mit der größten Prognose-Sicherheit rechnen. Und das ist sehr viel wert, schließlich hat man eine Risikostrecke von drei bis fünf Jahren abzuwägen, da muss man immer wissen, was im Notfall zu tun ist.
Expertise

Matthias Lowin:
Es geht im Wesentlichen darum, das Produkt so zu gestalten, dass es auf sich verändernde Marktbedingungen flexibel reagieren kann. Dazu machen wir Markt- und Standortanalysen, fertigen Gutachten und Prognosen an. Immer vor dem Hintergrund von mehreren Jahrzehnten Branchenerfahrung über das Gesamtspektrum der Anforderungen in Deutschland, in Europa und weltweit. Unsere Expertise zeigt sich gerade in der Fähigkeit, das Risiko richtig einzuschätzen und es angemessen zu kalkulieren. Schließlich liegt das Hauptrisiko in der Unfähigkeit, auf Risiken zu reagieren. Wir rechnen mit allem und fahren gut damit.
„Meistens werden uns die Angebote zur Errichtung eines Hotels mit der Post ins Haus gebracht. 1962 wurden uns etwa 200 Projekte vorgeschlagen. Ganz wenige davon sind geeignet, von uns weiterverfolgt zu werden. Das Wichtigste bei der Entscheidungsfindung ist eine entsprechende Marktforschung. Wir erheben dazu eine Publikumsumfrage auf unsere Art. An zweiter Stelle steht die Standortwahl, das Land, die Stadt, die Provinz, die Besonderheiten."
B.-H. F., 6. November 1963

Marketing
„Zu den Konsequenzen einer gut funktionierenden Hotelkette gehört die Werbung. Vom ersten Tag an haben wir der Werbung besonderes Augenmerk geschenkt: Zur ersten Hoteleröffnung in Mainz haben wir über 400 Presseberichte registriert. Wir haben eine eigene Hauszeitschrift in der eigenen Agentur herausgebracht. Das i-Tüpfelchen für die eigenen Drucksachen, zu denen auch die Speisekarten gehören, sind Entwürfe künstlerischer Art. Doch werben wir nie nur mit schönen Worten, sondern immer mit der Leistung."
B.-H. F., 6. November 1963

Matthias Lowin:
Den hohen Stellenwert von Kommunikationsmaßnahmen betonen wir auch heute. Das gilt natürlich in verstärktem Maße in einem Umfeld, in dem es nicht mehr um zwanzig Player geht, sondern um mehrere Hundert. In dem Moment, in dem ausländische Investoren kommen, müssen wir uns der Markenkommunikation modernen Stils bedienen, um Schritthalten zu können, um auch in abstrakter Form Werthaltigkeit zu vermitteln. Das gehört zur Globalisierung des internationalen Investmentgeschäfts.